Die Stimmfunktion

Die Stimme eines Menschen ist ein absolut individuelles, spezifisches und persönliches Ausdrucksmittel, über das man eine Person sofort wiedererkennen und gleichzeitig Informationen über Intention, Stimmung und Befinden erhalten kann.

 

Ihre Funktion ist das "Ergebnis des komplizierten Zusammenwirkens verschiedener Organtätigkeiten" (Habermann 1978). Beteiligt sind:

  • der Kehlkopf mit den Stimmlippen, die durch das Zusammenspiel von Luft, Muskulatur und Schleimhäuten den primären Ton erzeugen
  • die Atmung, die benötigt wird, um die Stimmlippen in Schwingung zu versetzen (Luftdruck gegen Muskelwiderstand) und die den Ton als Schall weiterleitet
  • das Ansatzrohr mit allen an der Artikulation beteiligten Organen (Rachen, Mundraum, Zunge, Zähne, Lippen, Nase...) zur Klangausformung und Resonanzentwicklung
  • das ZNS (Zentrale Nervensystem), welches über die taktilkinästhetische Wahrnehmung (das, was wir spüren können) die Muskeln im Kehlkopf und die Atemmuskulatur steuert und aufeinander abstimmt
  • das Hörsystem, das ein auditives Feedback über die Klangqualität an das ZNS weiterleitet

Stimmstörungen

Störungen der Stimmfunktion bezeichnen Einschränkungen der stimmlichen Leistungsfähigkeit hinsichtlich des Stimmumfangs (Höhen und Tiefen), der Dynamik (Variabilität der Lautstärke) und der Stimmausdauer bzw. -belastbarkeit.

Sie äußern sich in Stimmklangveränderungen, Heiserkeit (Beimischung von Geräuschanteilen) und Missempfindungen beim Sprechen und/oder Singen. Es kann je nach Ausprägungsgrad auch eine Aphonie (Stimmlosigkeit) entstehen.

Leitsymptome einer Stimmstörung

  • Klangveränderungen wie Heiserkeit, Rauigkeit und Behauchtheit bzw. eine brüchige, belegte, knarrende, dumpfe, etc. Stimme
  • Wegbleiben der Stimme (Aphonie)
  • Räusperzwang, Reizhusten
  • Vermehrte Schleimbildung
  • Fremdkörpergefühl (Globusgefühl)
  • Gefühl der Atemnot/Atembeschwerden oder hörbarer Atem
  • Druck- und Schmerzempfindung im Hals
  • Veränderung der Stimmlage (höher oder tiefer) und der Dynamik (Tonerzeugung nur noch mit erhöhter bzw. reduzierter Lautstärke möglich)
  • Verminderte stimmliche Belastbarkeit: z.B. schnelle Stimmermüdung/ Stimmklangveränderung nach Belastung
  • Muskuläre Störungen wie Verspannungen oder Fehlhaltungen der Artikulationsorgane, des Kiefers, Nackens und/oder der Schultern

Ursachen

Organische Dysphonien

basieren auf sichtbaren, organischen Veränderungen im Kehlkopf.

Dazu zählen u.a.

  • Entzündungen
  • Paresen (z.B. Stimmlippenlähmungen)
  • Phonationsverdickungen ("Knötchen")
  • Zysten
  • Ödeme
  • Polypen
  • Tumoren
  • Traumatisch bedingte Dysphonien z.B. nach einer Intubation, Operation, Fraktur, etc.

 

Funktionelle Dysphonien

basieren primär nicht auf organisch sichtbaren Veränderungen, sondern sind vorerst ausschließlich durch eine gestörte Funktion gekennzeichnet. Diese können jedoch unbehandelt sekundär zu organischen Veränderungen führen.

Ursachen sind meist:

  • Anlagebedingte Schwäche
  • Unökonomischer Gebrauch (z.B. zu druckvolles, lautes Sprechen, Sprechen in zu hoher oder tiefer Stimmlage)
  • Hohe stimmliche Anforderungen (z.B. durch einen Sprechberuf wie Lehrer, Dozent, Schauspieler etc.)
  • Psychische Belastungen (wie andauernder Stress oder Druck)
  • Unzureichende Schonung nach Erkrankungen und/oder ungünstige Kompensationsstrategien

 

Hormonell bedingte Dysphonien

z.B. durch Schilddrüsenerkrankungen, die Wechseljahre, Medikamente, Transsexualität, etc.

 

Entwicklungsbedingte Dysphonien

z.B. Mutationsstimmstörungen oder altersbedingte Stimmstörungen

Therapie

Nach einer ausführlichen Anamnese und differenzierten Diagnostik aller an der Stimmfunktion beteiligten Bereiche wie Haltung, Muskelspannung, Atmung, Stimmgebung, Artikulation sowie der Intention und Persönlichkeit (um stressbedingte Stimmveränderungen wie zu hohes, lautes, hastiges oder gepresstes Sprechen berücksichtigen zu können) wird gemeinsam mit dem Patienten und seinen Zielen entsprechend ein Therapieplan aufgestellt.

 

Ziel der Therapie ist ein den gegebenen Möglichkeiten entsprechend neues Funktionsmuster zu erarbeiten, das eine anstrengungsfreie, resonanzreiche, individuell stimmige, ökonomische, belastbare und tragfähige Stimme erzeugt.

 

Dabei werden je nach Art und Ausprägung der Störung eine Verbesserung der Sprechatmung zur optimalen Luftstromdosierung, ein Ausgleich von Über- oder Unterspannung im Körper, Schulung der Stimm- und Körperwahrnehmung, Verbesserung der stimmlichen Leistungsfähigkeit: z.B. Veränderung der Sprechstimmlage, Arbeit an den Stimmeinsätzen, Vorverlagerung des Stimmsitzes, Stabilisierung der Stimmführung, Erweiterung des Stimmumfanges, Kräftigung des Stimmvolumens, Resonanzaufbau sowie Verbesserung der Modulationsfähigkeit und der Prosodie erarbeitet.

Dabei lernt der Patient:

  • durch Veränderung der Eigenwahrnehmung (z.B. hören und fühlen) das eigene Stimmverhalten kennen
  • den Zusammenhang zwischen möglichen Ursachen seiner Stimmstörung und den aufrechterhaltenden Faktoren kennen
  • Alternativen zum gewohnten Stimmverhalten zu entwickeln
  • die Stimme "instrumentaler" (als Klangkörper) anzusprechen
  • seine Stimme durch Stimmübungen zu trainieren
  • Strategien, um angstauslösende Sprechsituationen zu bewältigen
  • Stimmveränderungen im Alltag anzuwenden

 

Da die feine Abstimmung von Luftstrom (Atem) und Kehlkopfmuskulatur, die zur Tonerzeugung führt, nicht willkürlich und einzelheitlich steuerbar ist und die Stimmfunktion einem sich selbst regulierenden Regelkreis folgt, sind viele Übungen im Rahmen der Stimmtherapie ganzheitlich auf die Wiederherstellung der natürlichen Selbstregulation ausgerichtet.

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