Die Stimme eines Menschen ist ein absolut individuelles, spezifisches und persönliches Ausdrucksmittel, über das man eine Person sofort wiedererkennen und gleichzeitig Informationen über Intention, Stimmung und Befinden erhalten kann.
Ihre Funktion ist das "Ergebnis des komplizierten Zusammenwirkens verschiedener Organtätigkeiten" (Habermann 1978). Beteiligt sind:
Störungen der Stimmfunktion bezeichnen Einschränkungen der stimmlichen Leistungsfähigkeit hinsichtlich des Stimmumfangs (Höhen und Tiefen), der Dynamik (Variabilität der Lautstärke) und der Stimmausdauer bzw. -belastbarkeit.
Sie äußern sich in Stimmklangveränderungen, Heiserkeit (Beimischung von Geräuschanteilen) und Missempfindungen beim Sprechen und/oder Singen. Es kann je nach Ausprägungsgrad auch eine Aphonie (Stimmlosigkeit) entstehen.
Organische Dysphonien
basieren auf sichtbaren, organischen Veränderungen im Kehlkopf.
Dazu zählen u.a.
Funktionelle Dysphonien
basieren primär nicht auf organisch sichtbaren Veränderungen, sondern sind vorerst ausschließlich durch eine gestörte Funktion gekennzeichnet. Diese können jedoch unbehandelt sekundär zu organischen Veränderungen führen.
Ursachen sind meist:
Hormonell bedingte Dysphonien
z.B. durch Schilddrüsenerkrankungen, die Wechseljahre, Medikamente, Transsexualität, etc.
Entwicklungsbedingte Dysphonien
z.B. Mutationsstimmstörungen oder altersbedingte Stimmstörungen
Nach einer ausführlichen Anamnese und differenzierten Diagnostik aller an der Stimmfunktion beteiligten Bereiche wie Haltung, Muskelspannung, Atmung, Stimmgebung, Artikulation sowie der Intention und Persönlichkeit (um stressbedingte Stimmveränderungen wie zu hohes, lautes, hastiges oder gepresstes Sprechen berücksichtigen zu können) wird gemeinsam mit dem Patienten und seinen Zielen entsprechend ein Therapieplan aufgestellt.
Ziel der Therapie ist ein den gegebenen Möglichkeiten entsprechend neues Funktionsmuster zu erarbeiten, das eine anstrengungsfreie, resonanzreiche, individuell stimmige, ökonomische, belastbare und tragfähige Stimme erzeugt.
Dabei werden je nach Art und Ausprägung der Störung eine Verbesserung der Sprechatmung zur optimalen Luftstromdosierung, ein Ausgleich von Über- oder Unterspannung im Körper, Schulung der Stimm- und Körperwahrnehmung, Verbesserung der stimmlichen Leistungsfähigkeit: z.B. Veränderung der Sprechstimmlage, Arbeit an den Stimmeinsätzen, Vorverlagerung des Stimmsitzes, Stabilisierung der Stimmführung, Erweiterung des Stimmumfanges, Kräftigung des Stimmvolumens, Resonanzaufbau sowie Verbesserung der Modulationsfähigkeit und der Prosodie erarbeitet.
Dabei lernt der Patient:
Da die feine Abstimmung von Luftstrom (Atem) und Kehlkopfmuskulatur, die zur Tonerzeugung führt, nicht willkürlich und einzelheitlich steuerbar ist und die Stimmfunktion einem sich selbst regulierenden Regelkreis folgt, sind viele Übungen im Rahmen der Stimmtherapie ganzheitlich auf die Wiederherstellung der natürlichen Selbstregulation ausgerichtet.